
Woran erkennt man eigentlich eine kreuzungsgefährdete Tomate? – Aufbau der Tomatenblüte einfach erklärt
Beim Anbau samenfester Tomaten stellt sich früher oder später die Frage, wie sich Sortenreinheit zuverlässig sichern lässt. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Aufbau der Tomatenblüte – denn er beeinflusst, ob eine Sorte anfällig für Fremdbestäubung ist oder nicht.
Der Aufbau der Tomatenblüte – kompakt erklärt
Tomatenblüten sind zwittrig. Das bedeutet: Sowohl männliche als auch weibliche Blütenteile befinden sich in einer einzelnen Blüte. Das begünstigt grundsätzlich die Selbstbefruchtung.
Die wichtigsten Bestandteile einer Tomatenblüte:
-
Kelchblätter – grün, schützen die Knospe
-
Kronblätter – gelb, auffällig, locken Bestäuber an
-
Staubblätter – männlich, produzieren Pollen
-
Stempel – weiblich, besteht aus Narbe, Griffel und Fruchtknoten
Der Griffel mit der Narbe ist also Teil des Stempels – die Narbe ist dabei der klebrige obere Teil, auf dem der Pollen landet.
Bei den meisten kultivierten Tomatensorten sind die Staubblätter zu einer geschlossenen Röhre verwachsen, die den Griffel vollständig umhüllt. Der Pollen fällt direkt auf die Narbe derselben Blüte – Selbstbefruchtung findet also im geschützten Raum statt.
Wann besteht Kreuzungsgefahr?
Kreuzungsgefahr entsteht dann, wenn die Narbe – also der obere Teil des Griffels – über die Staubblattröhre hinausragt. Solche Blüten nennt man offenblütig. Insekten, die beim Blütenbesuch fremden Pollen mitbringen, können diesen dann direkt auf der Narbe abladen. So entstehen Kreuzungen, die bei der Samenernte zu unerwünschten Überraschungen führen.
Erkennungsmerkmale kreuzungsgefährdeter Sorten:
-
Der Griffel ist deutlich länger als die Staubblattröhre
-
Die Blüte wirkt geöffnet oder locker gebaut
-
Die Sorte zeigt eine hohe Anziehungskraft auf Insekten
Sortenreinheit erhalten – worauf achten?
Wer Saatgut gewinnen möchte, das genetisch der Ursprungssorte entspricht, sollte Sorten mit offener Blütenstruktur besonders im Blick behalten. Einige Maßnahmen helfen, Kreuzungen zu vermeiden:
-
Abstand zwischen Sorten erhöhen (2 bis 5 Meter empfohlen)
-
Blütentüten aus feinmaschigem Stoff (z. B. Organza) verwenden
-
Manuelle Bestäubung durchführen und bestäubte Blüten markieren
Welche Sorten sind besonders betroffen?
Vor allem Wildtomaten, einige Cocktailtomaten und bestimmte alte Sorten neigen zu offener Blütenbildung. Bei diesen lohnt sich ein genauer Blick auf die Blüte – besonders zur Blütezeit.